The Faraway House
Ein verlassenes Haus
wiederbeleben
Eine ortsspezifische Installation, die ein über 200 Jahre altes traditionelles japanisches Haus und seine Umgebung als poetischen Raum neu belebt.
Möbel und kleine Gegenstände, die einst in diesem Haus genutzt wurden, sind so arrangiert, als würden sie mit dem Boden verschmelzen, während stille Objekte in der Toilette und im Badezimmer verborgen liegen. Im Bereich des gestampften Lehmbodens öffnet sich ein tiefes, klaffendes Loch, das an die Falle eines Ameisenlöwen erinnert, und eine langsam rotierende Lichtkugel verschiebt allmählich die Wahrnehmung von Zeit und Raum.
Im Vorgarten erhebt sich eine gigantische Stuhlskulptur und lädt das Publikum in ein rätselhaftes Reich der Träume ein. Während sich die Jahreszeiten um das Haus verändern, verschmelzen persönliche Erinnerungen leise mit einem kollektiven Gedächtnis, das die Zeit überdauert.
"Dieses Haus, wie ein Kokon, nimmt die Möglichkeiten der Zukunft in sich auf und erlaubt es uns, auf die Gegenwart zurückzublicken, als wäre sie bereits Vergangenheit – durch den fernen Blick eines Kindes. Es wird so zu einem Medium für die Wiederbelebung der Kraft der Träume."
Werkkategorie: Site-specific Installation
dauerhaft installiert
Ort: Tsukide, Chiba, Japan
Projekt-Bearbeitung ab 2020 - laufend
In Kooperation mit ARS Tsukide, Ichihara-City


Die Stadt Ichihara, Präfektur Chiba, ist nicht weit von der Metropole Tokyo entfernt. In vielen kleinen Dörfern nimmt die Entvölkerung zu und alte Privathäuser bleiben unbewohnt.
Das Phänomen ist allgegenwärtig - überall direkt neben dem Stadtzentrum einer Regionalstadt sind verlassene Geschäfte und Privathäuser im Stadium des Verfalls zurückgelassen, was oft einen grausamen Eindruck hinterlässt.




Die Restauration - eine Reise durch die Epochen
Der erste Schritt in der Beschäftigung mit diesem 100 Jahre alten Haus bestand darin, es so weit wie möglich in seinen ursprünglichen Zustand zurückzuversetzen. Wir entfernten die Küchenspüle und den Gasherd, die in der Phase der hohen Wirtschaftswachstums eingebaut worden mussten, beseitigten das künstliche Material, das in früheren Zeit zum Schutz gegen die Kälte gepolstert wurde, und entfernten teilweise den Boden bzw., die Decke, die noch in einer noch früheren Periode eingebaut worden waren. Verschiedene verrostete landwirtschaftliche Werkzeuge haben wir unter dem Dachvorsprung gefunden.
Während das Haus allmählich in seinen ursprünglichen Zustand zurückkehrte, zeigten sich die verschiedenen Eckräume einen rätselhaften Charme, die das Haus langsam wieder atmen zu lassen schienen.

Haus
Ein “Haus” ist eine nachhaltige Form der Kultur, die seit jeher in enger Verbindung mit dem lokalen Klima und der Lebensweise der Menschen verbunden existiert. Grundsätzlich wurden sie Häuser aus Materialien hergestellt, die in der natürlichen Umgebung des Landes zu finden sind und dadurch widerspiegeln sie die Arbeit, den Glauben und die Lebensweise der Einheimischen.
Die Auseinandersetzung mit einem alten “Haus”, das in seinem verfallenen Zustand zurückgelassen ist, gibt mir Anlass dafür, über die Veränderungen im menschlichen Leben durch Industrialisierung und Urbanisierung zu reflektieren und darüber hinaus über ihre Auswirkungen auf unser Innenleben nachzudenken. Und es lässt uns imaginieren, was in unserem geistigen Raum unbeachtet zurückgelassen sein könnte.




Haus als ein Gefäß, das “Natur in uns” hütet?
Ich stelle mir vor: Ist es nicht so, dass ein "Haus" ursprünglich als ein Raum gedient hat, der die "Natürlichkeit" einer Person zu sichern und aufzubewahren erlaubte?
Ein Haus müsste ein Gefäß gewesen sein, um den "natürlichen Zustand" des menschlichen Lebens, wie Essen, Schlafen, Geschlechtsverkehr, Geburt und Sterben, zu beschützen und aufrechtzuerhalten. Man kann sagen, dass diese solche verschiedenen Funktionen, die von einem "Haus" gewährleistet werden sollten, heute in der "Stadt“ verteilt sind. Und wir, die in der Stadt geboren und aufgewachsen sind, machen jeden Tag die Erfahrung, dass die Funktionen, die unser Überleben garantieren, nicht einem "Haus" aufzufinden, sondern in der Stadt zerstreut sind.
In dem Maße, wie sich die Technologie weiterentwickelt hat und unser Lebensumfeld sicherer geworden ist, könnte so etwas wie die "Natur" in uns, d.h. - unsere verschiedenen wesentlichen Fähigkeiten und Empfindungen im Leben, - zurückgeblieben und am Rande des Verfalls hinterlassen sein?