top of page

NEWCOMER - Naoko Tanaka
(von Melanie Suchy / TANZ / Mai.2011)
Sie ist nicht neu. Newcomerin ist sie aber doch: als alleinige Performerin in ihrem eigenen Stück, das nur sie entwickelt hat, das zugleich eine Installation ist, worin sie „verschwinden“ wird.
In der „Scheinwerferin“, die Sie bei den „Tanztage Berlin“ herausbrachte, sitzen die Zuschauer in einem mit hellen Tüchern verhängtem Raum,
nicht weit entfernt von einem Küchentisch, auf dem eine Puppe liegt, die genauso aussieht wie Sie: Naoko Tanaka bereist den kleinen Körper mit einer Taschenlampe und taucht dann unter. Zum Geräusch eines fahrenden Zuges wirft sie den Schein. Auf Knien kraucht sie durch eine Landschaft von Zeug am Boden zu Füßen des Tischs. Auf der Leinwand hinten erscheint eine Art Film. Schatten wackeln sanft in einem großen Lichtspot. Erst verbogenes Besteck, dann ein Bahngleis, Gestrüpp, ein Zaun, bedrückende und faszinierend. Wenn Naoko Tanakas Haare das Bild säumen, scheint man mit ihren Augen zu schauen. Indem die Performerin den Mini-Scheinwerfer mit der Hand führt, die nie still steht, atmet das Bild und die Erscheinungen sind nicht nur, was ein Blick aus einem Zugfenster heraus erhascht, sondern auch einer hinein in eine innere, organische Welt.
In dieser freundlichen Magie, die mit so einfachen Mitteln hergestellt wird und das Gesehene immer auch wie eine Vorstellung oder halb reale Welt wirken lässt, erkennt man die Künstlerin wie in den Arbeiten, die sie im Kollektiv mit Ludica mit dem Choreografen und Tänzer Morgan Nardi seit 2001 in Düsseldorf gemeinsam schuf. Auch hier wurden die Wände durchsichtig. Mit Videoprojektionen die einen weißen Schatten durch U-Bahn- und Bibliotheksgänge huschen ließen („1“), mit Sofa, Gummibaum, Wartenummernanzeige und einem Türspalt in „The Corner“, dem abgefilmten Modelbau des Theaterraums, gefüllt mit Hasenfigürchen, im „Orchideenzimmer“ oder den vors Licht gehaltenen Würfeln aus Farbfiltern in „Koko Doko“.
Sie wolle zurück zum einfachen Schatten, sagte sie, bevor sie sich an ihren Erstling „Die Schattenwerferin“ machte, und entscheid auch, kein anderes Musik- oder Lichtpersonal, sondern nur sich selbst in die Installation zu setzten. Sie kommt ja aus der bildenden Kunst. Geboren 1975 in Tokio, ging sie nach dem Studium der Malerei und Bildhauerei mit ihrem Stipendium 1999 nach Düsseldorf. Sie bestückt auch Ausstellungen. Schon in Ludicas Bühnenstücken war sie kaum je unsichtbar, sondern, an der Kamera oder an Scheinwerfern oder in einem Zelt an einem Lämpchen sitzend, ein Teil der Aufführung. Jetzt ist sie es ganz.
bottom of page