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Eine Art Kamishibai für Oberhausen

Naoko Tanaka im Kunsthaus Mitte in Oberhausen

 von Christina Irrgang

(Ein Abschnitt. Den Originaltext finden Sie auf der Webseite vom Kunsthaus Mitte)

...Gesehenes überlagert sich, scheint auf, verschwindet wieder. Naoko Tanakas Bilder fließen ineinander und lassen Raum, die eigene Imagination in das Gesehene zu integrieren, sich von ihr forttragen zu lassen wie eine schattenwerfende Erinnerung oder ein projektives Licht der Fantasie.

„Sobald die Stadt geschmolzen ist, umfassen die Zeichnungen meine Erinnerung an das Gesehene, verknüpft mit Subtilem, das mir auf meinen täglichen Wegen durch die Stadt begegnete: Geräusche wie die Stimmen von jungen Müttern mit Kindern, oder Blicke, die sich kreuzten. Diese Erfahrungen haben sich in mir zu Vorstellungen verdichtet, die sozusagen langsam fermentierten und einen inneren Dialog zwischen mir und dem Ort mit seinen Menschen hervorbrachten, den ich in meine Zeichnungen übertrug. Ich möchte mit meinem Film den kollektiven, verborgenen, imaginativen Teil, der uns allen innewohnt, hervorholen und ansprechen.“

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Die Künstlerin hat sechs Wochen intensiv an den Bildern für den etwa siebenminütigen Film gezeichnet. An einem Schreibtisch, den Tanaka in ihrem Residenzzimmer im Kunsthaus eingerichtet hat, finden sich Papier, Graphitstifte und ein Stativ für ihre Kamera: Blatt für Blatt zeichnete die Künstlerin so einzelne Szenen, bei denen sie mit Radiergummi Gezeichnetes wieder wegnahm oder mit der Hand verwischte, um die Momente vor und nach dem Einbruch des imaginären Regens zu erzeugen. Jeden Zeichenschritt dokumentierte Tanaka fotografisch, um die Bilder der sich stets wandelnden Einzelblätter dann durch Überblendung zu einem Stop-Motion-Film verschmelzen zu lassen, in dem Bilder ihrerseits fließend entstehen und wieder verschwinden.

Um den Film Stadt(T)RäumeBilder-Schaukasten ähnlich des Kamishibai mobil zu zeigen, präparierte Naoko Tanaka dann ein Fahrrad mit einem Projektor am vorderen Teil des Rades und einer wetterfesten Rückprojektionsfolie im hinteren Bereich. Für diesen im Kunsthaus entwickelten Prototyp wird ein Gastgeber benötigt, der Strom für den Projektor spendet. So machte sich Tanaka im zweiten Teil ihrer Residenz, Ende November, auf den Weg in die Innenstadt von Oberhausen und fragte auf der Marktstraße bei ausgewählten Einzelhändlern oder Institutionen, ob sie ihr für ein Kunstprojekt Strom leihen würden.

 

„Ein Obstverkäufer, der meine mobile Installation mit Strom versorgte, entdeckte beim Schauen des Filmes inmitten der gezeichneten Bilder seinen Balkon. Ich habe viel in Innenhöfen gezeichnet, da die Situation intimer ist – die Häuser haben dort andere Gesichter. Doch eine Ecke fand ich besonders interessant und es zeigte sich, dass es das Haus war, in dem der Obstverkäufer lebt. Er hat dann einige vorbeiziehende Menschen auf der Straße herbeigerufen, den Film zu schauen, und mir Mandarinen geschenkt.“

Menschen, die auf der Marktstraße einkaufen oder in ihrem Umkreis leben, der von Migration und vielen Nationalitäten geprägt ist, machten Halt. Ein gebürtiger Iraker blieb stehen und erkannte sein Oberhausen. Kinder umkreisten die Installation und folgten den stillen Bildern, die hier nun von Gesprächen umhüllt wurden, die sich zwischen den verweilenden Menschen am Obststand ereigneten, nahe der Pfarrkirche Herz Jesu am Altmarkt, vor dem Lichtburg-Filmpalast oder zwischen den Schritten all jener Passant:innen, die über den Asphalt der Stadt vorbeizogen. Sie luden für einen Augenblick der ephemeren Magie ein, selbst mehr Kind zu sein und in innere Landschaften einzutauchen.

„Woher kommt diese schöpferische Kraft, die wir Kunst nennen?“, fragt Naoko Tanaka und hebt sogleich hervor: „Diese Kraft ist in Oberhausen, wie im Kunsthaus, sehr deutlich zu spüren und berührt mich. Ich finde es wichtig, meine hier produzierten Bilder in die Stadt zurückzugeben. ...

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